[Forum] (Fwd) [Sammlungsnetzwerk] Anfrage aus dem Deutschen Museum zur Geschichte des Physik- und Chemieunterrichts im Dritten Reich
Dr. Heiko Weber
hweber at gwdg.de
Mo Nov 16 14:59:40 CET 2020
Liebe KollegInnen,
nachstehende Fragen von Frau Vaupel leite ich gern weiter. Ggf. kann
jemand Informationen zu den Fragen senden.
Mit herzlichen Gruessen aus Goettingen
Heiko Weber
------- Weitergeleitete Nachricht / Forwarded message -------
Von: Sarah Elena Link <sarah.elena.link at hu-berlin.de>
An: <sammlungsnetzwerk at lists.hu-berlin.de>
Datum: Mon, 16 Nov 2020 14:53:37 +0100
Betreff: [Sammlungsnetzwerk] Anfrage aus dem Deutschen Museum zur Geschichte
des Physik- und Chemieunterrichts im Dritten Reich
Antwort an: <sammlungsnetzwerk at lists.hu-berlin.de>, Sarah Elena Link
<sarah.elena.link at hu-berlin.de>
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
anbei leite ich Ihnen eine Anfrage von Elisabeth Vaupel vom Deutschen Museum in
München weiter.
Mit herzlichen Grüßen in die Runde
Ihre Sarah Elena Link
ANFRAGE
Als Diplom-Chemikerin und Chemiehistorikerin beschäftige ich z. Zt. mit der
Geschichte des Physik- und Chemieunterrichts im Dritten Reich, speziell mit der
Thematisierung von Luftfahrt, Luftschutz, chemischen Kampfstoffen und der
Brandbkämpfung in den Fächern Physik und Chemie. In diesem Zusammenhang hätte
ich folgende Fragen:
1. Die genannten Themen scheinen schon ab 1933/34 im Unterricht behandelt worden
zu sein, zumindest gibt es in den einschlägigen Fachzeitschriften für den chemischen
Unterricht zahlreiche Aufsätze mit Unterrichtsvorschlägen (ob die tatsächlich in der
Praxis genutzt wurden, ist allerdings nicht bekannt). Juristisch verbindlich wurden die
genannten Themen allerdings erst einige Jahre später festgelegt, nämlich in dem von
Reichserziehungsministerium veröffentlichten Werk "Erziehung und Unterricht in der
höheren Schule" aus dem Jahr 1938. Meine Frage ist: Wer legte die Unterrichtsinhalte
in den Jahren 1933-1938 fest, also in den Jahren vor Erscheinen der offiziellen
Unterrichtsrichtlinien? Oder vertraute man da nur auf den vorauseilenden Gehorsam
der Lehrerschaft?
2. Die Lehrmittelindustrie brachte zahlreiche Schulwandtafeln, Lehrmittel und
Experimentiergeräte zur Behandlung der oben genannten Themen heraus, z.B.
Experimentierkästen zur Flugphysik, Windkanäle für en Physikunterricht, Bastelbögen
für Flugzeuge, Modellbausätze, chemische Experimentierkästen zu den Themen
Gasschutz und Kampfstoffchemie etc. etc. Haben sich diese und ähnliche Objekte in
irgendeinem Schulmuseum erhalten? Selbst das Deutsche Museum besitzt nur einen
einzigen Experimentierkasten zur Flugphysik (Firma Franck-Kosmos, Stuttgart). Ich
suche ganz gezielt nach Lehrmitteln der Firma Phywe in Göttingen, einem bis heute
bekannten Hersteller von Lehrmitteln für den naturwissenschaftlichen Unterricht. Für
Hinweise auf Objekte wäre ich sehr dankbar.
3. Die genannten Lehrmittel waren sehr teuer. Ein Experimentierkasten für Flugphysik
kostete beispielsweise 50 RM. Meine Frage ist, ob sich die Schulen so eine teure
Anschaffung überhaupt leisten konnten? Ist bekannt, wie hoch der Anschaffungsetat
von Schulen in den späten 1920er Jahren war und im Vergleich dazu in den 1930er
Jahren? Ist zumindest eine Größenordnung bekannt? Wurden die Schuletats in der
NS-Zeit aufgestockt, damit die Schulen die neuen Lehrmittel anschaffen konnten?
4. Schließlich habe ich noch die Frage, ob es Literatur über die Rolle Bernhard Rusts
als Reichserziehungsminister gibt? Ich habe im Wesentlichen nur Literatur über seine
Rolle als Reichswissenschaftsminister gefunden, die für die Situation der Schulen
jedoch irrelevant ist.
5. Gibt es empfehlenswerte Arbeiten zu den "Meraner Reformvorschlägen" von 1925,
die eine Reform des naturwissenschaftlichen Unterrichts intendierten?
Für alle Hinweise und Hilfen in dieser Sache wäre ich Ihnen sehr dankbar.
Mit freundlichen Grüßen,
Elisabeth Vaupel
Prof. Dr. Elisabeth Vaupel
Deutsches Museum München
E-Mail: e.vaupel at deutsches-museum.de
--
Sarah Elena Link M.A.
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Hermann von Helmholtz-Zentrum für Kulturtechnik
Koordinierungsstelle für wissenschaftliche Universitätssammlungen in Deutschland
Humboldt-Universität zu Berlin
Unter den Linden 6
10099 Berlin
Telefon +49 (0)30 2093 12878
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sarah.elena.link at hu-berlin.de
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