[Forum] Fwd: Re: WG: Print Verzicht NTM

Bettina Bock von Wülfingen bettina.bock.v.wuelfingen at staff.hu-berlin.de
Di Sep 15 16:47:08 CEST 2020


Liebe alle,

hier eine Nachricht mit Argumenten einer Kollegin, die nicht durch kam, 
herzlich, Bettina Bock von Wülfingen



-------- Weitergeleitete Nachricht --------
Betreff: 	Re: [Forum] WG: Print Verzicht NTM
Datum: 	Tue, 15 Sep 2020 15:27:17 +0200
Von: 	Susanne M Hoffmann <forum at gwmt.de>
Organisation: 	FSU Jena
An: 	info at gwmt.de
Kopie (CC): 	Bettina Bock von Wülfingen 
<bettina.bock.v.wuelfingen at staff.hu-berlin.de>



Guten Tag,

einige Gedanken zum Umgang mit Fachliteratur:
  1) Dem Beitrag von Christian Forstner wäre nur noch hinzuzufügen, dass 
Forschenden eine enorme Mobilität abverlangt wird. Viele private Papiere 
landen daher spätestens alle 3 Jahre (Vertragswechsel) im Müll oder in 
einem Keller, in dessen Feuchtigkeit sie nach einigen weiteren Jahren 
müll-reif sind. Man kann nicht bei jedem Umzug alles mitnehmen oder 
anders gesagt "es reist sich besser mit leichtem Gepäck"; Printausgaben 
von Journalen werden da sogar lästig.

Ich persönlich würde die fortschrittliche Entwicklung einer reinen 
e-Ausgabe begrüßen; mein eigenes Leseverhalten hat sich in den 
vergangenen Jahren/ Jahrzehnten stark verändert.

  2) Lebendige Forschung soll und muss den Diskurs pflegen, verschiedene 
Meinungen darstellen etc. Das heißt "yesterday's paper is telling 
yesterday's news" und mithin denknotwendig manchmal auch "Schnee von 
gestern", weil eine Meinung durch neue Erkenntnisse schon wieder nicht 
mehr aktuell sein kann. Es gibt keinen Grund, dies in allen Haushalten 
dauerhaft zu archivieren. Mit Blick auf die langfristrige 
(hundertjährige) Nachvollziehbarkeit von Erkenntnissen könnte /sollte 
man darüber nachdenken, ob man einige wenige Exemplare auf Papier druckt 
(sagen wir ca 5) und in einigen großen Archiven/ Bibliotheken "für die 
Ewigkeit" lagert, aber ich halte papierne Zeitschriften für nicht mehr 
zeitgemäß.

Im Gegensatz zu allen Generationen vor uns haben wir mit der Medienwahl 
die Wahl, was wir zu archivieren gedenken: Was für die Ewigkeit bleiben 
soll, bitte am liebsten auf gebrannten Tontafeln. Was zumindest ein paar 
Jahrhunderte überdauern soll, bitte auf Papier in klimatisierten Räumen 
(Bibliotheken, Archive). Aktuelle Nachrichten und Diskurse bitte 
unbedingt elektronisch!

  3) Feststellungen wie "Die meisten lesen die Zeitschrift selektiv" 
sind m.E. kein Argument für oder gegen etwas, denn man wird immer nur 
das lesen, was einen interessiert: Das ist in jeder Tageszeitung und 
jeder Fachzeitschrift immer das gleiche. Überlegen wir mal kurz:
  (i) Wann aboniere ich eine Zeitschrift, die ich auch am Kiosk kaufen 
könnte? Wenn regelmäßig hinreichend viel interessantes für mich dabei ist.
  (ii) Wann lese ich Fachliteratur? Ich abonniere weder die 
MNRAS-Zeitschrift noch die Astronomischen Nachrichten noch Astronomy and 
Astrophysics... sondern ich überfliege Neuerscheinungen bei arXiv 
(Preprintserver) und lese aus jeder Zeitschrift das, was für meine 
Forschung relevant ist. Genau das, selten mehr.

Als Wissenschaftshistorikerin und Astrophysikerin muss ich die 
Zeitschriften von mindestens zwei Fächern überfliegen und lese das, was 
ich brauche. Ich habe keine Zeit, in medizinhistorischen Artikeln zu 
schmökern, die für mich irrelevant sind, weil es schon genug 
Herausforderung ist, mit all den fachlich relevanten Sachen stets am 
Ball zu bleiben neben stetiger Stellensuche, Projektanträgen in 2 
Fächern etc.: Ich lebe nicht in der Vergangenheit, ich erforsche sie nur!

Sternfreundliche Grüße
Susanne M Hoffmann

Am 15.09.2020 um 07:51 schrieb Christian Forstner via Forum:
>
> Liebe KollegInnen,
>
> zentral ist die Frage, wie eine professionelle Zeitschrift 
> weiterlaufen kann, ohne dass die betreuenden KollegInnen sich völlig 
> dabei aufreiben. Das war das starke Argument für den Verzicht auf die 
> Printausgabe. Entsprechende Lesegeräte vorausgesetzt bietet eine 
> digitale Version nur Vorteile angefangen von der Mobilität bis hin zu 
> durchsuchbaren handschriftlichen Notizen. Lasst uns die Printausgabe 
> zu Grabe tragen und das Geld ohne Wenn und Aber für eine 
> professionelle Betreuung eines professionellen Journals investieren!
>
> Herzlichst,
> Christian Forstner
>
> --
> PD Dr. habil. Christian Forstner
> Heisenberg-Fellow (DFG)
> Friedrich-Schiller-Universität Jena
> AG Wissenschaftsgeschichte - Ernst-Haeckel-Haus
> Tel.: +49 (0) 3641 949 504
> Mobil: +49 (0) 171 18 262 13
> http://www.christian-forstner.de
>
>
>
> On 15.09.2020 07:25, Müller, Thomas (Historische Forschung, Bildung 
> und Wissen) via Forum wrote:
>>
>> Werte Kolleg*innen,
>>
>> nehme gerade die Zeilen des Kollegen Philipp Osten zur Kenntnis, und 
>> möchte ihm beipflichten.
>>
>> Als für drei wiss. Bibliotheken Zuständiger warne ich davor, die 
>> Online-Version allein – einer Zschr die bisher als Printausgabe 
>> bekannt ist – als „Lösung“ zu betrachten. Auch die 
>> Neurowissenschaften haben Bedenken produziert, was das Lesen am 
>> Bildschirm angeht. Hingegen scheint das zusätzliche Angebot eines 
>> e-Journals, als add-on zur Printausgabe, von Nutzer*innen 
>> ausschließlich positiv bewertet zu werden.
>>
>> Herzliche Grüße aus dem Süden,
>>
>> Thomas Müller.
>>
>> Prof. Dr. med. Thomas Müller, M.A.
>>
>> Leiter des Forschungsbereichs Geschichte und Ethik in der Medizin
>>
>> ZfP Südwürttemberg /
>>
>> Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie I der Universität Ulm
>>
>> Weingartshofer Strasse 2
>>
>> 88214 Ravensburg-Weissenau
>>
>> Tel.: 0751-7601-2217 (Sekr.: -2519)
>>
>> eMail: th.mueller at zfp-zentrum.de
>>
>> Forschungsbereich Geschichte und Ethik in der Medizin
>>
>> http://www.forschung-bw.de/history.html
>>
>> Württembergisches Psychiatriemuseum
>>
>> http://www.forschung-bw.de/history.htmlunter /Die Museen
>>
>> *Von:*Forum [mailto:forum-bounces at gwmt.de] *Im Auftrag von *Philipp 
>> Osten via Forum
>> *Gesendet:* Montag, 14. September 2020 23:59
>> *An:* forum at gwmt.de
>> *Betreff:* [Forum] Print Verzicht NTM
>>
>> Liebe Kolleginnen und Kollegen,
>>
>> Es gibt zwei Arten, Zeitschriften wie NTM zu nutzen. Zur 
>> wissenschaftlichen Recherche und zur interessierten, haufig auch 
>> bildenden Lektüre.
>>
>> Eine lebendige Zeitschrift muss gelesen werden. Dazu muss sie 
>> erscheinen. Online ist das Medim der 160 Zeichen. Ideal um einen Text 
>> nach relevanten Fundstücken zu durchsuchen. Aber das ganze Heft 
>> runterladen und lesen? Meiner Gewohnheit entspricht das nicht.
>>
>> Die Online-Umfrage ist an mir vorbeigezogen. Ebenso werden das die 
>> meisten Artikel einer nur virtuell erscheinenden Zeitschrift NTM tun.
>>
>> Mit herzlichen, etwas resignierten Grüßen
>>
>> Philipp Osten
>>
>> ------------------------------------------------------------------------
>>
>> Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf; Körperschaft des öffentlichen 
>> Rechts; Gerichtsstand: Hamburg | www.uke.de <http://www.uke.de/>
>> Vorstandsmitglieder: Prof. Dr. Burkhard Göke (Vorsitzender), Joachim 
>> Prölß, Prof. Dr. Blanche Schwappach-Pignataro, Marya Verdel
>>
>> ------------------------------------------------------------------------
>>
>> SAVE PAPER - THINK BEFORE PRINTING
>>
>>
-- 
Dr.Dr. Dipl.Dipl. Susanne M Hoffmann
Astronomer

Friedrich-Schiller-Universität Jena
Physikalisch-Astronomische Fakultät
Fakultät für Mathematik und Informatik

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