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    <p>Der Driburger Kreis trifft sich vom <b>Montag, 11. September bis
        Mittwoch, 13. September 2023</b> in Person in Ingolstadt im
      Vorfeld der Jahrestagung der Gesellschaft für Wissenschaften,
      Medizin und Technik (GWMT).</p>
    <h4>Zu spät – Eine kritische Betrachtung von Zeitlichkeit und
      Wertung</h4>
    <p>Zeit ist der definierende Faktor jeder historischen Betrachtung,
      obwohl er selten als solcher benannt wird. In den letzten Jahren
      haben neue temporale Konzepte wie das Anthropozän sowie die
      kritische Betrachtung regionaler Epochenbegriffe im globalen
      Kontext neue Perspektiven auf diesen Aspekt eröffnet. Während die
      Rolle des Menschen in größeren zeitlichen Dimensionen gedacht
      wird, hinterfragen Forscher*innen auch kritisch, inwiefern
      Konzepte wie “Das Mittelalter” und die Anwendung damit tradierten
      Vorstellungen auf andere Kulturkreise angemessen sind. Zeit, so
      steht inzwischen fest, ist auch ein wertender Faktor, dessen sich
      Historiker*innen bewusst sein müssen.</p>
    <p>Zugleich spielt Zeit auch in kleinsten Mengen für die Geschichte
      und nicht zuletzt für die Wissenschaften, Medizin und Technik eine
      entscheidende Rolle. Prioritätenstreitigkeiten und
      Erfindungswettbewerbe zeigen, dass der Anspruch, etwas zuerst
      entdeckt oder erfunden zu haben, nicht nur momentanes Ansehen,
      sondern auch historischen Ruhm und Einfluss bedeuten kann. Die
      Verlierer*innen haben dabei häufig das Nachsehen. Zu spät im
      Rennen um Anerkennung, verschwinden sie in den Fußnoten der
      Geschichte und ihre Ansätze verblassen angesichts der vermeintlich
      einzigen Lösung der Ersten.<br>
      Wissenschaftshistoriker*innen haben unlängst den Blick der
      Forschung auf die Peripherie, das Nicht-Elitäre, die „Workingclass
      of Knowledge Production“ gerichtet und dabei gezeigt, dass diese
      nicht nur essenzielle Bausteine der Wissensgebäude sind, deren
      Fassade die Wissenschaftsgeschichte bislang bevorzugt beleuchtet
      hat. Sie haben damit zugleich ein kritisches Licht auf
      wissenschaftshistorische Praktiken und Methoden geworfen.</p>
    <p>In diesem Sinne beschäftigt sich der Driburger Kreis in diesem
      Jahr mit der Marginalisierung der zeitlich Nachkommenden unter dem
      Titel „Zu Spät“. Gemeint ist hier im weitesten Sinne die negative
      Wertung von Zeitlichkeit, beispielsweise in Fallstudien, in denen
      spezifische Errungenschaften, eine Person(engruppen) oder
      Ereignisse hinter einem anderem zurückstehen musste und
      zeitgenössisch oder rückwirkend dadurch abgewertet wurde.
      Naheliegende Fälle wie Prioritätsstreitigkeiten sind ebenso
      willkommen wie kritische Betrachtungen von westlichen
      Überlegenheitsnarrativen, etwa wenn es um die „Erstentdeckung“
      nicht-europäischer Teile der Welt geht.</p>
    <p>Mögliche Perspektiven, aus denen man sich dem Thema nähern
      könnte:</p>
    <ul>
      <li style="list-style-type: none;">
        <ul>
          <li>Prioritätsstreitigkeiten und Hoheitsansprüche auf Grund
            von zeitlichem Zuvorkommen</li>
          <li>Forcierung von Linearität und einem Fokus auf eine
            Schlüsselperson/ein Schlüsselereignis als zentralem Aspekt
            in wissenschaftshistorischen Narrativen</li>
          <li>Die Wahrnehmung von Zeitlichkeit und Druck bei
            Wissenschaftler*innen</li>
          <li>Entdeckungen und Errungenschaften, die weniger oder keine
            Beachtung fanden, da sie hinter einem als wichtiges
            wahrgenommenes Ereignis zurückstehen mussten</li>
          <li>Eine kritische Betrachtung des Konzepts „zu spät“ anhand
            wissenschaftshistorischer Beispiele</li>
          <li>Reflexionen zu Zeitlichkeit und verwandten Konzepten wie
            Eile, Hast, Zügigkeit im wissenschaftshistorischen Kontext</li>
          <li>Fälle, in denen der zeitliche Wettbewerbsfaktor gezielt
            ignoriert, ausgehebelt oder kritisiert wurde</li>
        </ul>
      </li>
    </ul>
    <p>Das Tagungsthema ist explizit weit gefasst und zielt darauf ab,
      verschiedenste Aspekte und Perspektiven der Geschichte der
      Naturwissenschaften, Medizin und Technik unter „zu spät“ bewusst
      mit einer kritischen Betrachtung von Zeitlichkeit zu
      konfrontieren.</p>
    <p>von Alexander Stöger (Universität Leiden)</p>
    <p>Abstracts von einer Seite für ca. 15-minütige Vorträge nebst
      Kurzlebenslauf (zusammengefasst in einem Word-kompatiblen
      Dokument) werden erbeten bis zum <b>15. Mai 2023</b> an <font
        color="#ffffff"><a href="mailto:info@driburgerkreis.de"
          class="moz-txt-link-freetext">info@driburgerkreis.de</a>.
        Weitere Informationen zu Abstracts und dem Format des Driburger
        Kreises finden sich <a
          href="https://driburgerkreis.de/guidelines">hier</a>.<br>
        Für Beitrag und Diskussion sind insgesamt 30 Minuten angedacht.
        Fragen zum Thema oder der Veranstaltung können gerne an das
        Organisationsteam gerichtet werden (ebenfalls unter <font
          color="#ffffff"><a href="mailto:info@driburgerkreis.de"
            class="moz-txt-link-freetext">info@driburgerkreis.de</a></font>).</font></p>
    <p></p>
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</pre>
  </body>
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