[Forum] REMINDER CfP: Technik in Bewegung - Shifting Technology. GTG-Jahrestagung 2023

Dania Achermann achermann at uni-wuppertal.de
Do Dez 15 15:41:44 CET 2022


Call for Papers - REMINDER

 

Technik in Bewegung – Shifting Technology

 

Jahrestagung der Gesellschaft für Technikgeschichte 2023 in Wuppertal

 

12. bis 14. Mai 2023

 

Veranstalter: Gesellschaft für Technikgeschichte e.V. in Kooperation mit dem
Interdisziplinären Zentrum für Wissenschafts- und Technikforschung (IZWT,
Bergische Universität Wuppertal) und dem Zentrum für Stadtgeschichte und
Industriekultur Wuppertal

 

Veranstaltungsort: Kasino des Glanzstoffhauses, Kasinostrasse 33, 42103
Wuppertal

 

Deadline: 8. Jan. 2023

 

Willkommen sind Beiträge sowohl aus den Geschichtswissenschaften als auch
aus angrenzenden Fächern sowie aus Museen.

 

Theorien technologischen Wandels gehen in der Regel davon aus, dass Technik
sich im Rahmen bestimmter sozialer Settings und Interessen oder innerhalb
eines soziotechnischen Systems oder Netzwerks bewegt. Was passiert aber wenn
Technik die Kohärenz von solchen bestehenden Netzwerken, Systemen und
sozialen Strukturen verlässt und in andere Kontexte gelangt? Solche
Wanderungsprozesse haben vielfältige Auswirkungen sowohl auf das Umfeld der
Technik als auch auf die Technik selbst. Unter Umständen wird sie
auseinandergenommen und wieder zusammengesetzt oder verändert ihre Funktion.
Gleichzeitig kann auch das alte und neue Umfeld von dieser Technikmigration
beeinflusst werden. Der Verlust eines konkreten technischen Artefakts
hinterlässt möglicherweise eine Lücke im Herkunftsnetzwerk; die Integration
einer Technik in ein anderes Umfeld mag auch dessen Setting oder Dynamik
verändern; und was passiert eigentlich mit dem „Dazwischen“ während des
Transits? Ein solches Umfeld, Setting oder System kann sowohl ein physischer
oder geographischer Raum sein, aber auch ein epistemischer, institutioneller
oder diskursiver. 

 

Wie also wandelt sich Technik bei einem solchen Prozess der De- und
Rekontextualisierung und wie verändert translozierte Technik wiederum die
lokalen, institutionellen, diskursiven, epistemischen sozialen und
technischen Umwelten, in die sie integriert wird (oder auch nicht)? Welche
neuen Verflechtungen bilden sich, welche Konflikte und Widerstände entstehen
dabei? Was passiert zudem mit dem technischen Artefakt, den ihm inhärenten
Werten, dem zugehörigen Wissen und den eventuell begleitenden Personen auf
diesem Weg? Welche Passagen, Kanäle, Expert*innen und Infrastrukturen bilden
sich für solche Übertragungsvorgänge von Technik und deren Adaption in neuen
Kontexten aus? Und was geschieht mit der Technik und dem Umfeld, wenn die
Adaption oder gar die ganze Translokation ausbleibt?

 

Die GTG-Jahrestagung 2023 widmet sich solchen historischen Transpositionen
von Technik zwischen Orten, Gesellschaften, Institutionen, Disziplinen,
Systemen und Netzwerken in einem breiten Sinne. Sie wirft außerdem einen
Blick auf das „Dazwischen“ sowie auf die Mittler und Medien (also Objekte,
Personen, Wissen) dieser Prozesse. „Technik in Bewegung“ begrenzt sich somit
nicht auf eine physische Positionsveränderung, sondern meint vielfältige
Transpositionen, die sich analytisch wie folgt unterscheiden lassen.

 

a) Translokationen:

Beim physischen Transport eines technischen Objektes muss dieses unter
Umständen auseinandergenommen und am neuen Ort wiederaufgebaut werden. Zudem
erfordert eine solche Translokation Maßnahmen zur Sicherung der Technik
unterwegs, Infrastrukturen und die Expertise für den Umgang und die
Anwendung. Die Technik muss vor Ort wieder zusammengesetzt und von Nutzern
adaptiert werden. Die Untersuchung von solchen historischen
Techniktransferpraktiken des „Dazwischen“ und der Passage bieten für die
Technikgeschichte neue Perspektiven.

 

b) Epistemische Verschiebungen:

Darüber hinaus kann eine Technik auch den ursprüngliche Wissenskontext
verlassen und in andere Bereiche „hineinwandern“. Forschungsinstrumente
werden unter Umständen aus Laboratorien mit „ins Feld“ genommen.
Forschungstechnik kann aber auch in einer spezifischen wissenschaftlichen
Disziplin entwickelt und dann in anderen Forschungsfelder übernommen werden.
Solche Wanderungsvorgänge über disziplinäre Grenzen hinweg führen
möglicherweise zu neuen Forschungspraktiken, Fragestellungen und
Erkenntnissen.

 

c) Institutionelle Verflechtungen:

Die De- und Rekontextualisierung technologischer Versetzungen können mit
einem Übergang von einem institutionellen Setting zu einem anderen
einhergehen. Institutionen wie Unternehmen, staatliche Organisationen,
Forschungseinrichtungen usw. passen sich an neue Technologien an oder weisen
diese ab. Vice versa werden transferierte Technologien den Institutionen und
deren Regeln, Normen und Ordnungen angepasst. Institutionen können bei einer
„gewanderten Technik“ allerdings auch mitwandern durch begleitende Experten,
Wartung durch die Ursprungsinstitution, Kommunikationsnetzwerke, technische
Normung usw. 

 

d) Diskursive Aneignungen:

Mit der Migration von Technik finden komplexe kulturelle und diskursive
Aneignungen statt. Die Rekontextualisierung von Technik benötigt einen
entsprechenden diskursiven Vermittlungs- und Übersetzungsaufwand, um diese
in einem neuen sozialen Kontext nutzbar zu machen. Solche diskursiven
Aneignungen von Technik durch neue kulturelle Umwelten wurden in der
Technikgeschichte lange Zeit vernachlässigt.  

 

Die Gesellschaft für Technikgeschichte freut sich auf Vortragsvorschläge,
die sich an solchen Themen orientieren. Die genannten analytischen
Kategorien können dabei auch übergreifend behandelt oder in Bezug zueinander
gesetzt werden. Es sind Fallstudien zu allen Epochen und Regionen ebenso
erwünscht wie unterschiedliche methodische Ansätze und
disziplinübergreifende Perspektiven. Die GTG begrüßt zudem explizit
Beitragsvorschläge, die sich mit dem Thema im Museumskontext
auseinandersetzen. 

 

Bitte reichen Sie ein Abstract von max. einer Seite sowie einen kurzen CV
ein. Gerne können Sie auch ganze Sessions einreichen. Besonders willkommen
sind zudem Vorschläge zu alternativen Präsentations- und
Diskussionsformaten. Tagungssprache ist Deutsch, es ist aber auch möglich,
Beiträge auf Englisch einzureichen und zu präsentieren. 

 

Abstracts (bis zum 8. Jan. 2023) sowie Fragen und Anmerkungen zum Call for
Papers richten Sie bitte an das lokale Organisationsteam Dania Achermann
(IZWT, Bergische Universität Wuppertal) und Lars Bluma (Zentrum für
Stadtgeschichte und Industriekultur Wuppertal):

 

Email: gtg2023 at lists.uni-wuppertal.de
<mailto:gtg2023 at lists.uni-wuppertal.de>  

 

Webseite: https://www.mi-wuppertal.de/programm/gtg2023   

 

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