[Forum] CfP Driburger Kreis 2022
Paulina S. Gennermann
pgennermann at uni-bielefeld.de
Di Mai 10 19:16:03 CEST 2022
_*Call for Papers Driburger Kreis 2022*_
Der Driburger Kreis trifft sich vom *Dienstag, 20. September bis
Mittwoch, 21. September 2022 in Person in Erfurt* im Vorfeld der
Jahrestagung der Gesellschaft für Wissenschaften, Medizin und Technik
(GWMT). Er richtet sich explizit an Wissenschaftler:innen, die am Anfang
ihrer akademischen Karriere (Studierende, Promovierende, Post-Docs,
Habilitanden) in den Forschungsfeldern der Wissenschafts-, Medizin- und
Technikgeschichte und angrenzender Disziplinen stehen. Der Driburger
Kreis versteht sich als informelles Forum, in dem Probleme, Schritte und
Ergebnisse eigener Arbeiten vorgestellt und in einer konstruktiven
Atmosphäre diskutiert werden können. Das jährliche Rahmenthema soll
Anreiz bieten, verschiedene Arbeiten unter einem gemeinsamen
Gesichtspunkt zu diskutieren. Projektvorstellungen jenseits des
Rahmenthemas sind aber ebenfalls ausdrücklich erwünscht. Weitere
Informationen zum Driburger Kreis sowie Hinweise zum Vortragsformat und
Programm finden sich auf https://www.driburgerkreis.de
Im Vorfeld des Driburger Kreises wird es auch dieses Jahr einen tacit
knowledge Workshop geben, diesmal zum Thema „Dissertationspublikation“.
Weitere Informationen dazu finden sich zeitnah ebenfalls auf der Website
des Driburger Kreises.
Das diesjährige Rahmenthema lautet:
*Frösche*
Der Frosch lässt sich nur schwer aus der Menschheitsgeschichte
wegdenken. Kulturwissenschaftlich betrachtet ist der bunte Hüpfer ein
Phänomen konstanter Ambivalenz. Er kommt in nahezu allen Teilen der Welt
vor und hat stets in der Nähe des Menschen gelebt, ohne je in den Status
eines Haus- oder Nutztiers im engeren Sinne erhoben worden zu sein. In
religiösen, literarischen und künstlerischen Überlieferungen ist er ein
regelmäßiger, aber unbestimmter Gast, von der Plage im Alten Testament
über den verzauberten Märchenprinzen bis hin zum verwandelten Gott.
Auch den Naturwissenschaften und ihren Vorläufern ist das resiliente
Amphib ein bekannter Begleiter mit einer wechselhaften
Bedeutungsgeschichte. So galt der Frosch in mystischen Interpretationen
des Mittelalters und der Frühen Neuzeit als Begleiter oder Zutat
magischer Unternehmungen, war in der Medizin bis ins 18. Jahrhundert auf
kuriose Weise mit dem Uterus assoziiert und wurde schließlich zum
favorisierten Versuchstier im europäischen Labor des 19. Jahrhundert
oder zum Meteorologen im Wetterglas. Seit den 1970ern steht der Frosch
als Symbol für umweltfreundliche Verfahren oder Umweltschutz zwischen
Wissenschaft und Öffentlichkeit, was sein allgemeines Image signifikant
verbessert hat. Selbst in Geräten und Verfahren, die sich auf den ersten
Blick kaum mit dem grünen Tier assoziieren lassen, wie Grubenlampen oder
Quarks-Teilchen, finden sich Verbindungen, die eine Brücke schlagen zu
der mannigfaltigen Geschichte des Frosches und seines Verhältnisses zur
Menschheit.
Die Kultur- und Wissenschaftsgeschichte des Frosches ist vielschichtig
und verspricht reiche Erkenntnisse über die Bereiche, Wertvorstellungen
und Praktiken, deren Teil das Tier direkt oder indirekt im Laufe der
Jahrhunderte war und bis heute ist. Im diesjährigen Driburger Kreis soll
daher der Frosch zwar nicht als Untersuchungsgegenstand im Mittelpunkt
stehen, aber als epistemisches Objekt den Fokus auf das Verhältnis von
Wissensgewinn und Forschungsobjekt werfen. Es gilt dabei zu fragen, wie
Forschung und Forschungsanwendung im metaphorischen oder tatsächlichen
Beisein des Frosches im weitesten Sinne stattgefunden haben, wie das
Tier damit assoziiert wurde und welche Funktion es dabei einnahm. Der
Frosch als epistemisches Objekt ist hier in einer weiten Bedeutung,
sowohl als Tier wie auch als semantisches Konzept zu verstehen. Mögliche
Perspektiven, aus denen man sich dem Thema nähern könnte:
- Welche Rolle kam und kommt Fröschen und anderen Tieren als
Versuchstiere in Experimenten zu?
- Wie prägte das Verhältnis des Anders- oder Gleichartigen die Rolle
des Frosches beim Wissensgewinn?
- Wie schuf und schafft Wissenschaft Bedeutungsverschiebungen, wie
sie zum Beispiel für den Frosch im 19. Jahrhundert vom mystischen Wesen
zum neutralen Laborobjekt stattgefunden haben?
- Wo finden sich ‚Frösche‘ in der Wissenschaft, wo gar keine mehr
sind? Und wie(so) wurden sie dort abgelöst?
- Wie lässt sich die tierethische Dimension der Naturwissenschaften,
Medizin und Technik anhand des Frosches und anderer Versuchstiere
nachzeichnen?
- Inwiefern diente der Frosch als Vorbild technischer Konstruktionen,
Maschinen oder Verfahren? Welche Funktion nahm er dabei ein? Wie schlägt
der Frosch damit die Brücke zwischen epistemischer Praxis und
kulturellen Gedankenguts?
Das Tagungsthema ist explizit weit gefasst und zielt darauf ab,
verschiedenste Aspekte und Perspektiven der Geschichte der
Naturwissenschaften, Medizin und Technik unter den einen „Frosch zu
bringen”.
von Alexander Stöger (Universität Leiden) und Rebecca Mossop
(Universität Luxemburg)
Abstracts von einer Seite für ca. 15-minütige Vorträge nebst
Kurzlebenslauf (zusammengefasst in einem Word-kompatiblen Dokument)
werden erbeten bis zum 1. Juli 2022 an das Organisationsteam. Weitere
Informationen zu Abstracts und dem Format des Driburger Kreises finden
sich auf https://driburgerkreis.de/guidelines.
Für Beitrag und Diskussion sind insgesamt 30 Minuten angedacht. Fragen
zum Thema oder der Veranstaltung können gerne an das Organisationsteam
gerichtet werden (bitte immer möglichst alle Teammitglieder im CC).
Alexander Stöger (a.m.stoger at hum.univleiden.nl)
Paulina S. Gennermann (pgennermann at uni-bielefeld.de)
Sophia Wagemann (sophia.wagemann at uni-leipzig.de)
--
Paulina S. Gennermann, M.A.
Doctoral Researcher - Bielefeld Graduate School in History and Sociology (BGHS)
Bielefeld University
Department of History - Historical Studies of Science (Prof. Dr. Carsten Reinhardt)
POB 100131, 33501 Bielefeld
Tel.: +49 521 106 3212
Mail:pgennermann at uni-bielefeld.de
Website:http://www.uni-bielefeld.de/bghs/Personen/Promovierende/profile/paulina_sophie_gennermann
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