[Forum] WG: Print Verzicht NTM

Friedrich Steinle friedrich.steinle at tu-berlin.de
Di Sep 15 10:49:32 CEST 2020


Liebe Mit-Mitglieder,

auch ich hatte, wie Monika Dommann, zunächst nur an den Vorstand 
geschrieben, aber es ist sehr gut, dass wir eine Diskussion schon jetzt, 
vor der Mitgliederversammlung, auf dem Forum führen - Dank an Christine, 
den Stein ins Wasser geworfen zu haben!

Zwei Gesichtspunkte scheinen mir ganz zentral: Cornelius Borck weist 
entschieden und zu Recht darauf hin, dass die Zeitschrift eben zum einen 
im akademischen Wettbewerb steht, zum anderen auch 'bildende Lektüre' 
ist, die man durchblättern möchte, physisch, auf Papier - das kann ich 
nur aus vollem Herzen unterstützen.  Vielleicht ist das für die Jüngeren 
unter uns anders, die Lesegewohnheiten befinden sich in dramatischem 
Umbruch. Aber für die Gesellschaft sollten wir bedenken, dass wir unter 
unseren 600 Mitgliedern eine große Zahl haben (mehr als die Hälfte), die 
auf den Tagungen und Workshops nur selten oder nicht auftauchen und die 
vielleicht - wir wissen es nicht, können es aber vermuten - gerade nicht 
ein professionell-akademisches, sondern ein neugierig-interessiertes, 
bildendes Interesse haben und vielleicht gerade deshalb gern ein Heft in 
der Hand haben, vier mal im Jahr. Vielleicht hat der geringe Rücklauf 
zur Umfrage auch damit zu tun, dass es darunter viele gibt, die nicht so 
online-affin sind wie wir. Bislang ist es der Gesellschaft gelungen, 
beides mitzunehmen, und wir sollten meiner Einschätzung nach alles tun, 
um das weiterhin gelingen zu lassen. Das muss nicht notwendig 
flächendeckende Printausgabe heißen, aber die Gesellschaft sollte meiner 
Einschätzung nach sehr deutlich machen, dass sie alle, die gern Hefte in 
der Hand haben, auch als Gesellschaft (und nicht nur durch individuelle 
Bestellung beim Verlag) damit versorgen wird.

Den anderen Aspekt bringt Christian Forstner scharf und richtig auf den 
Punkt: dass die NTM so wunderbar und so hochprofessionell läuft, hat 
'Kosten', die nur wenige von uns sehen - hier setzen sich Kolleginnen 
und Kollegen in ganz außergewöhnlich hohem Umfang ein, bisweilen in der 
Tat bis zum 'Aufreiben'. Die Funktion der geschäftsführenden Herausgabe 
ist dabei im Alltag besonders gefordert, und die letzten Jahre haben 
gezeigt, dass sich das nicht (mehr) nebenher von Enthusiast*innen aus 
dem Mittelbau machen lässt. Heike Weber war es gelungen, eine Zeitlang 
Stellenanteile dafür abzuzweigen (wofür wir ihr nachhaltig dankbar 
sind!) und damit die Person universitär zu entlasten, aber das war 
glücklichen lokalen Konstellationen geschuldet und wird in der 
kompetitiven Uni-Welt immer weniger möglich sein. Diese Suche nach 
Entlastungmöglichkeiten für den Posten der/s geschäftsführenden 
Herausgeber*in ist für die Zukunft der Zeitschrift zentral, ja 
entscheidend!! Hier liegt der Anlass für alle Überlegungen zur 
Einstellung der flächendeckenden Printausgabe: durch den DEAL mit 
Springer ist uns die Online-Ausgabe nun (fast) geschenkt, jedenfalls auf 
Zeit, und die Frage, ob die damit für die Gesellschaft potentiell 
freiwerdenden Mittel nicht im Rahmen der Entlastungsaufgabe eingesetzt 
werden sollte, liegt unbedingt auf der Hand - hier gibt es gewissermaßen 
eine glückliche Gelegenheit.

Ob allerdings die beiden Ziele wirklich gegeneinander arbeiten müssen, 
sollten wir nochmals prüfen - mir selbst scheint das nach wiederholtem 
Bedenken eine sehr unglückliche Positionierung, aus der wir als 
Gesellschaft nur mit massiven Blessuren rauskämen, so oder so. Wenn wir 
den Antagonismus aber nicht wollen, sind Ideen gefragt, vor allem und 
ganz dringend in Bezug auf die Ermöglichung der künftigen Arbeit der 
NTM-Redaktion! Für die Print-Ausgabe könnte man fragen, ob nicht bei 
Springer doch deutlich mehr zu holen wäre - so kann es jedenfalls von 
außen scheinen, wenn man die Leistungen und Einnahmen des Verlags aus 
DEAL mit den vorigen aus der Gesellschaft vergleicht; da kann uns der 
Vorstand vermutlich Genaueres berichten.

So weit ein paar Überlegungen - wir sollten und können nicht die MV 
vorwegnehmen, aber dort werden wir nur beschränkt Zeit haben, und das 
Online-Format macht's auch nicht leichter.

Herzlichen Gruß in die Runde,

Friedrich Steinle


Am 15.09.2020 um 07:51 schrieb Christian Forstner via Forum:
>
> Liebe KollegInnen,
>
> zentral ist die Frage, wie eine professionelle Zeitschrift 
> weiterlaufen kann, ohne dass die betreuenden KollegInnen sich völlig 
> dabei aufreiben. Das war das starke Argument für den Verzicht auf die 
> Printausgabe. Entsprechende Lesegeräte vorausgesetzt bietet eine 
> digitale Version nur Vorteile angefangen von der Mobilität bis hin zu 
> durchsuchbaren handschriftlichen Notizen. Lasst uns die Printausgabe 
> zu Grabe tragen und das Geld ohne Wenn und Aber für eine 
> professionelle Betreuung eines professionellen Journals investieren!
>
> Herzlichst,
> Christian Forstner
>
> --
> PD Dr. habil. Christian Forstner
> Heisenberg-Fellow (DFG)
> Friedrich-Schiller-Universität Jena
> AG Wissenschaftsgeschichte - Ernst-Haeckel-Haus
> Tel.: +49 (0) 3641 949 504
> Mobil: +49 (0) 171 18 262 13
> http://www.christian-forstner.de
>
>
>
> On 15.09.2020 07:25, Müller, Thomas (Historische Forschung, Bildung 
> und Wissen) via Forum wrote:
>>
>> Werte Kolleg*innen,
>>
>> nehme gerade die Zeilen des Kollegen Philipp Osten zur Kenntnis, und 
>> möchte ihm beipflichten.
>>
>> Als für drei wiss. Bibliotheken Zuständiger warne ich davor, die 
>> Online-Version allein – einer Zschr die bisher als Printausgabe 
>> bekannt ist – als „Lösung“ zu betrachten. Auch die 
>> Neurowissenschaften haben Bedenken produziert, was das Lesen am 
>> Bildschirm angeht. Hingegen scheint das zusätzliche Angebot eines 
>> e-Journals, als add-on zur Printausgabe, von Nutzer*innen 
>> ausschließlich positiv bewertet zu werden.
>>
>> Herzliche Grüße aus dem Süden,
>>
>> Thomas Müller.
>>
>> Prof. Dr. med. Thomas Müller, M.A.
>>
>> Leiter des Forschungsbereichs Geschichte und Ethik in der Medizin
>>
>> ZfP Südwürttemberg /
>>
>> Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie I der Universität Ulm
>>
>> Weingartshofer Strasse 2
>>
>> 88214 Ravensburg-Weissenau
>>
>> Tel.: 0751-7601-2217 (Sekr.: -2519)
>>
>> eMail: th.mueller at zfp-zentrum.de
>>
>> Forschungsbereich Geschichte und Ethik in der Medizin
>>
>> http://www.forschung-bw.de/history.html 
>> <http://quarantine.tu-berlin.de:32224/?dmVyPTEuMDAxJiZmNDY2NzNlYmE4YTM1MmJkYT01RjYwNTY3Q185NjgyOF8xNzE3NF8xJiZjMzFmNTBhNDg3ZGMxZTU9MTIyMiYmdXJsPWh0dHAlM0ElMkYlMkZ3d3clMkVmb3JzY2h1bmctYnclMkVkZSUyRmhpc3RvcnklMkVodG1s>
>>
>> Württembergisches Psychiatriemuseum
>>
>> http://www.forschung-bw.de/history.html 
>> <http://quarantine.tu-berlin.de:32224/?dmVyPTEuMDAxJiZmNDY2NzNlYmE4YTM1MmJkYT01RjYwNTY3Q185NjgyOF8xNzE3NF8xJiZjMzFmNTBhNDg3ZGMxZTU9MTIyMiYmdXJsPWh0dHAlM0ElMkYlMkZ3d3clMkVmb3JzY2h1bmctYnclMkVkZSUyRmhpc3RvcnklMkVodG1s>unter 
>> /Die Museen
>>
>> *Von:*Forum [mailto:forum-bounces at gwmt.de] *Im Auftrag von *Philipp 
>> Osten via Forum
>> *Gesendet:* Montag, 14. September 2020 23:59
>> *An:* forum at gwmt.de
>> *Betreff:* [Forum] Print Verzicht NTM
>>
>> Liebe Kolleginnen und Kollegen,
>>
>> Es gibt zwei Arten, Zeitschriften wie NTM zu nutzen. Zur 
>> wissenschaftlichen Recherche und zur interessierten, haufig auch 
>> bildenden Lektüre.
>>
>> Eine lebendige Zeitschrift muss gelesen werden. Dazu muss sie 
>> erscheinen. Online ist das Medim der 160 Zeichen. Ideal um einen Text 
>> nach relevanten Fundstücken zu durchsuchen. Aber das ganze Heft 
>> runterladen und lesen? Meiner Gewohnheit entspricht das nicht.
>>
>> Die Online-Umfrage ist an mir vorbeigezogen. Ebenso werden das die 
>> meisten Artikel einer nur virtuell erscheinenden Zeitschrift NTM tun.
>>
>> Mit herzlichen, etwas resignierten Grüßen
>>
>> Philipp Osten
>>
>> ------------------------------------------------------------------------
>>
>> Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf; Körperschaft des öffentlichen 
>> Rechts; Gerichtsstand: Hamburg | www.uke.de 
>> <http://quarantine.tu-berlin.de:32224/?dmVyPTEuMDAxJiZlZjcxNmZlZWZjZWI1MGE4YT01RjYwNTY3Q185NjgyOF8xNzE3NF8xJiZjNjhiZjFhMGM3MDg2ZjI9MTIyMiYmdXJsPWh0dHAlM0ElMkYlMkZ3d3clMkV1a2UlMkVkZSUyRg==>
>> Vorstandsmitglieder: Prof. Dr. Burkhard Göke (Vorsitzender), Joachim 
>> Prölß, Prof. Dr. Blanche Schwappach-Pignataro, Marya Verdel
>>
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Prof. Dr. Friedrich Steinle
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