[Forum] NTM

Françoise Willmann francoise.willmann at univ-lorraine.fr
Mi Sep 16 12:50:44 CEST 2020


Liebe Kolleginnen und Kollegen, 
alle Beiträge zur Diskussion habe ich nicht gelesen, dafür gerade Moritz Epple und daraufhin Christoph Meinel, mit dem ich vollkommen übereinstimme. 
Bis jetzt gehörte ich zu den 90% der Schweigenden, und fühle mich durch Christoph Meinels Hinweis provoziert; wohl gibt es keine Möglichkeit, Schweigen zu deuten (es gibt im französischen das alte Sprichwort : qui ne dit mot consent). Genauso gut ließe sich aber denken, dass der Trend zur Digitalisierung dermaßen stark ist, dass sich auch entschiedene Gegner dieses Trends nicht mehr zu Wort melden mögen. Ich jedenfalls wäre über das Ende der Print-Ausgabe untröstlich. 
Mit freundlichen Grüßen 
Françoise Willmann 

----- Le 15 Sep 20, à 13:47, christoph meinel via Forum <forum at gwmt.de> a écrit : 

> Liebe Kolleginnen und Kollegen,

> ist es nicht erstaunlich? Nachdem die Diskussion zunächst gar nicht recht in
> Gang kam und die Rundmail des Vorstands vom 20.8. den Eindruck erweckte, dass
> die große Mehrheit der Mitglieder für einen Verzicht auf die Print-Ausgabe von
> NTM wäre (34 : 6), scheinen die Forenbeiträge der letzten Tage mehrheitlich in
> die gegenteilige Richtung zu weisen. Danke, Christine Nawa, dass Du die
> Diskussion wieder angestoßen hast. Gute Entscheidungen brauchen Zeit.

> Auch wenn meine Argumente zugunsten des Erhalts der gedruckten Ausgabe zum Teil
> schon von anderen angeführt worden sind, hier noch einmal die beiden für mich
> wichtigsten Punkte, die ich dem Vorstand in dieser Form auch schon am 3. März
> d.J. vorgetragen hatte:

>    1. die physisch vermittelte Bindungswirkung , die von einer in regelmäßig ins
>    Haus kommenden gedruckten Zeitschrift samt ihrem vertrauten Layout ausgeht. Man
>    wird regelmäßig daran erinnert, dass man Mitglied ist, nimmt das Heft in aller
>    Regel auch in die Hand, um zumindest das Inhaltsverzeichnis und die Rezensionen
>    zu überfliegen, und legt es dann zu den anderen, noch zu lesenden Dingen, denen
>    man sich vielleicht sogar erst am Abend im Sessel zuwenden möchte. Eine
>    vergleichbare Bindungswirkung geht weder von den alljährlichen Abbuchungen des
>    Mitgliedsbeitrages, noch von dem ebenfalls nur noch elektronisch verschickten
>    Newsletter, noch von einer - was das mindeste wäre - bei Erscheinen eines neuen
>    Heftes jeweils an alle Mitglieder verschickten Mail mit der Inhaltsübersicht
>    aus (falls so etwas überhaupt geplant ist). Solche virtuellen Anstöße gehen in
>    der täglichen E-Mail-Flut leicht unter; auch bedürfen sie einer unmittelbaren
>    aktiven Antwort, nämlich das Anklicken eines Links, um das Heft oder bestimmte
>    Artikel am Bildschirm (!) zu lesen oder herunterzuladen. Die Folge der
>    Umstellung dürfte eine veränderte Lesehaltung sein: Man blättert nicht mehr in
>    der Zeitschrift 'seiner' Gesellschaft, um zu erfahren, was die Fachcommunity so
>    umtreibt, sondern nimmt gezielt nur noch das auf, was man braucht, weil es ins
>    momentane eigene Suchprofil passt. Das gewissermaßen absichtslose, flanierende
>    Blättern und Lesen - ja, auch im Sessel, nicht bloß am Schreibtisch - würde
>    entfallen. Ganz zu schweigen von der Möglichkeit, am Rand Anstreichungen oder
>    Anmerkungen zu machen oder ein Post-it einzukleben. Danke, Veronika, dass Du
>     diesen Punkt besonders erwähnt hast!
>    2. wird der Mehrwert einer Mitgliedschaft in der GWMT nicht deutlich, wenn NTM
>    open access publiziert. Dann kann man die Zeitschrift ebenso gut und ebenso
>    rasch lesen, ganz gleich, ob man Mitglied ist oder nicht. Mit ihren Beiträgen
>    würden die Mitglieder (über die durch Einsparung der Print-Version mögliche
>    Finanzierung der Schriftleitung) eine Zeitschrift finanzieren, von der sie
>    keinerlei Nutzen hätten, den Nicht-Mitglieder nicht auch hätten. Dann würde,
>    was mal eine Mitgliederzeitschrift war, zu einer bloßen online-Ressource wie
>     jede Datenbank, worauf auch Cornelius Borck hingewiesen hat.
>    3. und daran hat Mitch Ash zu Recht erinnert, werden infolge der
>    DEAL-Vereinbarung Autoren, die nicht einer deutschen, an DEAL teilnehmenden
>    Wissenschaftseinrichtung angehören , massiv benachteiligt, indem sie page fees
>    zahlen müssen, wenn sie in NTM publizieren wollen; desgleichen trifft es
>    Nicht-Mitglieder, die, wenn sie keiner der o.g. deutschen Institutionen
>    angehören, z.B. an Museen arbeiten - Marion Ruisinger hat darauf hingewiesen! -
>    künftig die horrenden Download-Gebühren von Springer zahlen müssen. Ist es
>    nicht pervers: In Zeiten der Internationalisierung und Öffnung der Wissenschaft
>    sorgen kommerzielle Interessen dafür, dass sich nationale
>    Publikationsgemeinschaften (als Beutegemeinschaft der Verlage) wieder
>     abschotten.
>    4. gibt es, soweit ich weiß, weder bei der BSHS noch in der HSS Überlegungen,
>    die Printausgaben ihrer Zeitschriften zugunsten einer reinen Online-Publikation
>    einzustellen, und die BSHS verdient dabei an ihrer Zeitschrift sogar noch gutes
>    Geld! Wobei die Mitgliedsbeiträge (incl. des Print-Auslands-Portos) mit denen
>    der GWMT konkurrieren können. Da die BSHS nach Mitgliederzahl und -struktur der
>    GWMT durchaus vergleichbar ist, kann es nicht nur am Englischen liegen, dass
>     wir da nicht mithalten können.

> Ich würde mir wirklich wünschen, dass die Angelegenheit im Forum intensiv
> vordiskutiert wird, bevor auf der Mitgliederversammlung darüber beschlossen
> wird. Cornelius Borck hat zurecht darauf hingewiesen, dass >90% der Mitglieder
> sich ja gar nicht an dieser Diskussion beteiligt haben und wir folglich nicht
> wissen, ob ihr Schweigen als Zustimmung zum Vorschlag des Vorstandes ausgelegt
> werden darf oder ob wir diese 90% elektronisch einfach nicht erreichen; denn an
> der online-Mitgliederversammlung werden sie diese vermutlich auch nicht
> teilnehmen.

> Herzliche Grüße,
> Christoph Meinel

> ___________________________________________

> Prof. em. Dr. Christoph Meinel
> Wissenschaftsgeschichte / History of Science
> Universität Regensburg
> D-93040 Regensburg, Germany
> Tel. +49-941-943 3646/3661
> Fax +49-941-943 1985
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Françoise Willmann 

Maître de conférences HDR émérite en Etudes germaniques (Histoire des idées) 
Université de Lorraine 
CAMPUS LETTRES et SCIENCES HUMAINES 
23 BOULEVARD ALBERT 1ER 
BP 60446 
54001 NANCY CEDEX 

CEGIL (EA 3944) 
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