[Forum] NTM

Nawa, Christine nawa at kustodie.uni-goettingen.de
Mi Sep 16 12:53:37 CEST 2020


Liebe alle,

ich freue mich sehr, dass im Anschluss an meine Mail vom 11. September eine so lebhafte Diskussion mit vielen guten Argumenten für und wider der Beibehaltung der NTM-Printausgabe für alle Mitglieder in Gang gekommen ist.

Zur weiteren Vorgehensweise möchte ich noch eine Alternativ-Option vorschlagen: Das bisherige Modell sieht vor, die Default-Option „Druck“ einzustellen. Dabei müssten all diejenigen tätig werden und einen vergleichsweise hohen Aufpreis bezahlen, die zur – ohnehin frei verfügbaren Online-Version – weiterhin ein gedrucktes Exemplar beziehen möchten.

Ich schlage vor, auch einmal die Option des umgekehrten Weges zu prüfen: Diejenigen Mitglieder, die die NTM nicht mehr in gedruckter Form beziehen möchten, mögen Sie aktiv bis zu einem bestimmten Stichtag (z.B. 1.11.) abbestellen. Sollten dies mehr als 50 Prozent der Mitglieder tun, möge der Vorstand, wie vorgeschlagen verfahren. Anderenfalls könnte sich das Abbestellen der Druck-Ausgabe in einem ermäßigten Beitragssatz niederschlagen, der durch eine – bereits mehrfach angeregte – moderate Erhöhung der Mitgliedsbeiträge insgesamt aufgefangen werden könnte.

Diese Vorgehensweise hätte den Vorteil, dass eine so einschneidende und grundsätzliche Entscheidung nicht allein von der (nur von wenigen Mitgliedern besuchten) Mitgliederversammlung entschieden würde, sondern die Mitgliedschaft insgesamt und jede/r einzelne/r für sich entscheiden könnten und die MV lediglich die im vorigen Absatz beschriebene Vorgehensweise beschließen müsste.

Viele Grüße,
Christine Nawa

Von: Forum <forum-bounces at gwmt.de> Im Auftrag von Françoise Willmann via Forum
Gesendet: Mittwoch, 16. September 2020 12:51
An: christoph meinel <christoph.meinel at psk.uni-regensburg.de>
Cc: forum at gwmt.de
Betreff: Re: [Forum] NTM

Liebe Kolleginnen und Kollegen,
alle Beiträge zur Diskussion habe ich nicht gelesen, dafür gerade Moritz Epple und daraufhin Christoph Meinel, mit dem ich vollkommen übereinstimme.
Bis jetzt gehörte ich zu den 90% der Schweigenden, und fühle mich durch Christoph Meinels Hinweis provoziert; wohl gibt es keine Möglichkeit, Schweigen zu deuten (es gibt im französischen das alte Sprichwort : qui ne dit mot consent). Genauso gut ließe sich aber denken, dass der Trend zur Digitalisierung dermaßen stark ist, dass sich auch entschiedene Gegner dieses Trends nicht mehr zu Wort melden mögen. Ich jedenfalls wäre über das Ende der Print-Ausgabe untröstlich.
Mit freundlichen Grüßen
Françoise Willmann

----- Le 15 Sep 20, à 13:47, christoph meinel via Forum <forum at gwmt.de<mailto:forum at gwmt.de>> a écrit :

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

ist es nicht erstaunlich? Nachdem die Diskussion zunächst gar nicht recht in Gang kam und die Rundmail des Vorstands vom 20.8. den Eindruck erweckte, dass die große Mehrheit der Mitglieder für einen Verzicht auf die Print-Ausgabe von NTM wäre (34 : 6), scheinen die Forenbeiträge der letzten Tage mehrheitlich in die gegenteilige Richtung zu weisen. Danke, Christine Nawa, dass Du die Diskussion wieder angestoßen hast. Gute Entscheidungen brauchen Zeit.

Auch wenn meine Argumente zugunsten des Erhalts der gedruckten Ausgabe zum Teil schon von anderen angeführt worden sind, hier noch einmal die beiden für mich wichtigsten Punkte, die ich dem Vorstand in dieser Form auch schon am 3. März d.J. vorgetragen hatte:

  1.  die physisch vermittelte Bindungswirkung, die von einer in regelmäßig ins Haus kommenden gedruckten Zeitschrift samt ihrem vertrauten Layout ausgeht. Man wird regelmäßig daran erinnert, dass man Mitglied ist, nimmt das Heft in aller Regel auch in die Hand, um zumindest das Inhaltsverzeichnis und die Rezensionen zu überfliegen, und legt es dann zu den anderen, noch zu lesenden Dingen, denen man sich vielleicht sogar erst am Abend im Sessel zuwenden möchte.
Eine vergleichbare Bindungswirkung geht weder von den alljährlichen Abbuchungen des Mitgliedsbeitrages, noch von dem ebenfalls nur noch elektronisch verschickten Newsletter, noch von einer - was das mindeste wäre - bei Erscheinen eines neuen Heftes jeweils an alle Mitglieder verschickten Mail mit der Inhaltsübersicht aus (falls so etwas überhaupt geplant ist). Solche virtuellen Anstöße gehen in der täglichen E-Mail-Flut leicht unter; auch bedürfen sie einer unmittelbaren aktiven Antwort, nämlich das Anklicken eines Links, um das Heft oder bestimmte Artikel am Bildschirm (!) zu lesen oder herunterzuladen.
Die Folge der Umstellung dürfte eine veränderte Lesehaltung sein: Man blättert nicht mehr in der Zeitschrift 'seiner' Gesellschaft, um zu erfahren, was die Fachcommunity so umtreibt, sondern nimmt gezielt nur noch das auf, was man braucht, weil es ins momentane eigene Suchprofil passt. Das gewissermaßen absichtslose, flanierende Blättern und Lesen - ja, auch im Sessel, nicht bloß am Schreibtisch - würde entfallen. Ganz zu schweigen von der Möglichkeit, am Rand Anstreichungen oder Anmerkungen zu machen oder ein Post-it einzukleben. Danke, Veronika, dass Du diesen Punkt besonders erwähnt hast!
  2.  wird der Mehrwert einer Mitgliedschaft in der GWMT nicht deutlich, wenn NTM open access publiziert. Dann kann man die Zeitschrift ebenso gut und ebenso rasch lesen, ganz gleich, ob man Mitglied ist oder nicht. Mit ihren Beiträgen würden die Mitglieder (über die durch Einsparung der Print-Version mögliche Finanzierung der Schriftleitung) eine Zeitschrift finanzieren, von der sie keinerlei Nutzen hätten, den Nicht-Mitglieder nicht auch hätten. Dann würde, was mal eine Mitgliederzeitschrift war, zu einer bloßen online-Ressource wie jede Datenbank, worauf auch Cornelius Borck hingewiesen hat.
  3.  und daran hat Mitch Ash zu Recht erinnert, werden infolge der DEAL-Vereinbarung Autoren, die nicht einer deutschen, an DEAL teilnehmenden Wissenschaftseinrichtung angehören, massiv benachteiligt, indem sie page fees zahlen müssen, wenn sie in NTM publizieren wollen; desgleichen trifft es Nicht-Mitglieder, die, wenn sie keiner der o.g. deutschen Institutionen angehören, z.B. an  Museen arbeiten - Marion Ruisinger hat darauf hingewiesen! - künftig die horrenden Download-Gebühren von Springer zahlen müssen. Ist es nicht pervers: In Zeiten der Internationalisierung und Öffnung der Wissenschaft sorgen kommerzielle Interessen dafür, dass sich nationale Publikationsgemeinschaften (als Beutegemeinschaft der Verlage) wieder abschotten.
  4.  gibt es, soweit ich weiß, weder bei der BSHS noch in der HSS Überlegungen, die Printausgaben ihrer Zeitschriften zugunsten einer reinen Online-Publikation einzustellen, und die BSHS verdient dabei an ihrer Zeitschrift sogar noch gutes Geld! Wobei die Mitgliedsbeiträge (incl. des Print-Auslands-Portos) mit denen der GWMT konkurrieren können. Da die BSHS nach Mitgliederzahl und -struktur der GWMT durchaus vergleichbar ist, kann es nicht nur am Englischen liegen, dass wir da nicht mithalten können.

Ich würde mir wirklich wünschen, dass die Angelegenheit im Forum intensiv vordiskutiert wird, bevor auf der Mitgliederversammlung darüber beschlossen wird. Cornelius Borck hat zurecht darauf hingewiesen, dass >90% der Mitglieder sich ja gar nicht an dieser Diskussion beteiligt haben und wir folglich nicht wissen, ob ihr Schweigen als Zustimmung zum Vorschlag des Vorstandes ausgelegt werden darf oder ob wir diese 90% elektronisch einfach nicht erreichen; denn an der online-Mitgliederversammlung werden sie diese vermutlich auch nicht teilnehmen.

Herzliche Grüße,
Christoph Meinel



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    Prof. em. Dr. Christoph Meinel
    Wissenschaftsgeschichte / History of Science
    Universität Regensburg
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Françoise Willmann

Maître de conférences HDR émérite en Etudes germaniques (Histoire des idées)
Université de Lorraine
CAMPUS LETTRES et SCIENCES HUMAINES
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