[Forum] NTM
Eike Harden
eikeharden at t-online.de
Mi Sep 16 15:42:51 CEST 2020
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
auch ich möchte mich als bisher Schweigender dazu äußern. Vorab: Ich werde
an der MV nicht teilnehmen können, da ich durch andere Verpflichtungen
verhindert bin, und werde also zu dem Thema auch auf der MV ein
Schweigender bleiben.
Ich persönlich würde aus verschiedenen Gründen gut auf die Druckausgabe
verzichten können, da sie für meinen Lesezyklus eine reine Verschwendung
von Papier und Plastik ist und ich viel lieber einen Link in meinem
Mailfach finden würde. Aber das ist sicherlich sehr subjektiv.
Ich hielte es für die schlechteste Lösung, weiterhin die Druckausgabe
automatisch zu versenden und sich dann nicht auf eine alternative
Finanzierungsquelle für die Redaktion einigen zu können. Die
zweitschlechteste Lösung fände ich eine Erhöhung des Mitgliedsbeitrags um
20 € im Jahr, weil ich Austritte befürchte.
Ich würde daher die Einstellung der automatischen Versendung eines
Druckexemplars befürworten und bin auch für die Bezahlung der Redaktion.
Ich verstehe aber, dass all diejenigen, die gerne ein Druckexemplar in
ihren Händen halten, sich sehr unter Druck gesetzt fühlen.
Wäre nicht als Kompromiss eine moderate Erhöhung, um sagen wir 5 €, oder
sogar eine leicht gestaffelte Erhöhung je nach Berufsstatus denkbar und ein
Aufschlag von weniger als 37 € für alle Mitglieder, die das Druckexemplar
weiter beziehen möchten? Dann würden sich gefühlt alle Mitglieder an der
Bezahlung der Redaktion beteiligen und die Mitglieder, die gerne gedruckt
lesen, nicht ganz so gedrängt fühlen. Es gäbe auch noch einen kleinen
Vorteil der Mitgliedschaft für die Leser des Druckexemplars.
Ich würde mich freuen, wenn ich später im Protokoll der MV lesen könnte,
dass der Vorstand eine solche Lösung wenigstens überlegt und vorgeschlagen
hätte.
Herzliche Grüße
Eike-Christian Harden
-----Original-Nachricht-----
Von: Carsten Reinhardt via Forum <forum at gwmt.de>
Betreff: Re: [Forum] NTM
Datum: 16.09.2020, 14:47 Uhr
An: forum at gwmt.de <forum at gwmt.de>
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
ich schreibe, um einige offenkundige Mißverständnisse aufzuklären und mache
diese zunächst an Christoph Meinels vier Punkten fest. Ich ergänze dann um
drei weitere Punkte.
1) Die Bindungswirkung einer Druckausgabe. Ja, das ist ein Argument, das
wir bedenken sollen. Die Frage, die wir beantworten müssen ist, ob an alle
Mitglieder qua Mitgliedschaft ein Druckexemplar verschickt wird, oder ob
dies -- in der Tat dann unabhängig von der Mitgliedschaft -- individuell
per Abo erfolgen kann.
2) Wir entscheiden nicht, ob NTM durch DEAL Open Access zugänglich ist oder
nicht. Die Zeitschrift ist Eigentum des Verlages. Wenn Springer DEAL
unterzeichnet und NTM inkludiert, können wir nichts tun. Diese (ich finde
persönlich: unglückliche bis unheilvolle) Situation ist die Ursache unsere
Debatte. Denn von 01/2020 an stehen die allermeisten Artikel von NTM frei
im Netz. Wir haben den Mehrwert einer Mitgliederzeitschrift größtenteils
verloren -- und können daran nichts ändern. Außer, NTM aufzugeben und eine
neue Zeitschrift zu gründen.
3) Es ist korrekt, dass Autor*innen von Nicht-DEAL Institutionen
benachteiligt werden. Allerdings nicht primär durch das Zahlen einer
Gebühr, sondern dadurch, dass ihre Artikel nicht durch DEAL open access
geschaltet werden. Dies ist ein wesentliches Manko (um es zu untertreiben)
der DEAL Verträge. Da Verträge immer zwei Seiten haben, seien neben der
"Beutegemeinschaft" der Verlage auch die deutschen
Wissenschaftsorganisationen -- unsere Universitäten und
Forschungsorganisationen -- genannt, die diese Verträge ausgehandelt haben
und DEAL finanzieren. An der Benachteiligung von Nicht-Deal-Mitgliedern
wird die Entscheidung, ob wir die Druckausgabe für alle Mitglieder beziehen
wollen oder nicht, nicht das Geringste ändern.
4) Die Situation der BSHS und der HSS ist eine andere. Beide hängen an
Universitätsverlagen, beide haben eine andere Reichweite und als Folge eine
andere Ökonomie. Soweit ich weiß, bezuschusst Cambridge University Press
die Redaktion der BJHS in erheblichem Maße. Chicago dürfte das mit der Isis
ebenso halten. Ich bezweifle, dass sich dies auf die deutsche Situation
übertragen ließe. Die Mitgliederzahlen spielen bei dieser Frage eine
untergeordnete Rolle, und ein auf ihrer Basis gezogener Vergleich ist
irreführend.
5) Mein fünfter Punkt ist rein formal: Die Organe der Gesellschaft sind der
Vorstand und die Mitgliederversammlung. Natürlich kann die MV den Vorstand
beauftragen, eine Entscheidung von einem Schwellenwert von Rückmeldungen
abhängig zu machen. Denn nichts anderes wäre Christine Nawas Vorschlag,
eine Kündigung des Druckabos zu provozieren. Der Vorstand hat es bisher
vermieden, der MV vorzuschlagen, sich an solche Abstimmungen zu binden --
so ist die Umfrage, die das Ergebnis von 34:6 brachte, ebensowenig bindend
für die MV wie es unsere Forumsdiskussion hier ist. Ein Schwellenwert von
50% Rücklauf, dies sei mir erlaubt zu sagen, ist de facto eine
Fortschreibung des status quo, da dieser Wert mit allergrößter
Wahrscheinlichkeit nicht erreicht wird, egal um was es geht.
6) Die Entscheidung ist letztendlich finanzieller Art. Wollen wir eine
Summe von 11-12.000 Euro pro Jahr durch Aufgabe der Druckausgabe
freimachen, um sie für etwas anderes -- hier die Unterstützung der
Schriftleitung -- einzusetzen? Es besteht hier kein ursächlicher
Zusammenhang, dies merkt Moritz Epple richtig an. Selbstverständlich kann
diese Summe auch anderweitig aufgebracht werden. Auch letzteres kann die MV
beschließen. Wir haben ca. 600 Mitglieder: Wenn im Schnitt jedes Mitglied
20 Euro mehr pro Jahr aufzubringen bereit ist, können wir sowohl die
Fortführung der Druckausgabe als auch die Unterstützung der Redaktion
bewerkstelligen.
7) Die MV der GWMT hat entschieden, NTM zu ihrem Organ zu machen und sich
damit entschlossen, zu ihrem Erfolg beizutragen. Die Erfolge von NTM sind
sehr bemerkenswert, ja großartig, im Rahmen des Systems, in dem wir uns
bewegen. Sie sind auf die hervorragende Arbeit der Redaktion
zurückzuführen, die NTM zu einer international wahrgenommenen Zeitschrift
gemacht habt, mit weiter aufsteigender Tendenz. Kann diese Arbeit so
erfolgreich fortgesetzt werden? Welche NTM im Briefkasten liegt, ist das
entscheidende Votum der MV am 24.9., nicht, ob es ein elektronischer
und/oder physischer Briefkasten ist.
Herzlich, Euer / Ihr Carsten Reinhardt
Am 16.09.20 um 12:53 schrieb Nawa, Christine via Forum:
Liebe alle,
ich freue mich sehr, dass im Anschluss an meine Mail vom 11. September eine
so lebhafte Diskussion mit vielen guten Argumenten für und wider der
Beibehaltung der NTM-Printausgabe für alle Mitglieder in Gang gekommen ist.
Zur weiteren Vorgehensweise möchte ich noch eine Alternativ-Option
vorschlagen: Das bisherige Modell sieht vor, die Default-Option „Druck“
einzustellen. Dabei müssten all diejenigen tätig werden und einen
vergleichsweise hohen Aufpreis bezahlen, die zur – ohnehin frei verfügbaren
Online-Version – weiterhin ein gedrucktes Exemplar beziehen möchten.
Ich schlage vor, auch einmal die Option des umgekehrten Weges zu prüfen:
Diejenigen Mitglieder, die die NTM nicht mehr in gedruckter Form beziehen
möchten, mögen Sie aktiv bis zu einem bestimmten Stichtag (z.B. 1.11.)
abbestellen. Sollten dies mehr als 50 Prozent der Mitglieder tun, möge der
Vorstand, wie vorgeschlagen verfahren. Anderenfalls könnte sich das
Abbestellen der Druck-Ausgabe in einem ermäßigten Beitragssatz
niederschlagen, der durch eine – bereits mehrfach angeregte – moderate
Erhöhung der Mitgliedsbeiträge insgesamt aufgefangen werden könnte.
Diese Vorgehensweise hätte den Vorteil, dass eine so einschneidende und
grundsätzliche Entscheidung nicht allein von der (nur von wenigen
Mitgliedern besuchten) Mitgliederversammlung entschieden würde, sondern die
Mitgliedschaft insgesamt und jede/r einzelne/r für sich entscheiden könnten
und die MV lediglich die im vorigen Absatz beschriebene Vorgehensweise
beschließen müsste.
Viele Grüße,
Christine Nawa
Von: Forum <forum-bounces at gwmt.de> Im Auftrag von Françoise Willmann via
Forum
Gesendet: Mittwoch, 16. September 2020 12:51
An: christoph meinel <christoph.meinel at psk.uni-regensburg.de>
Cc: forum at gwmt.de
Betreff: Re: [Forum] NTM
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
alle Beiträge zur Diskussion habe ich nicht gelesen, dafür gerade Moritz
Epple und daraufhin Christoph Meinel, mit dem ich vollkommen übereinstimme.
Bis jetzt gehörte ich zu den 90% der Schweigenden, und fühle mich durch
Christoph Meinels Hinweis provoziert; wohl gibt es keine Möglichkeit,
Schweigen zu deuten (es gibt im französischen das alte Sprichwort : qui ne
dit mot consent). Genauso gut ließe sich aber denken, dass der Trend zur
Digitalisierung dermaßen stark ist, dass sich auch entschiedene Gegner
dieses Trends nicht mehr zu Wort melden mögen. Ich jedenfalls wäre über das
Ende der Print-Ausgabe untröstlich.
Mit freundlichen Grüßen
Françoise Willmann
----- Le 15 Sep 20, à 13:47, christoph meinel via Forum <forum at gwmt.de> a
écrit :
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
ist es nicht erstaunlich? Nachdem die Diskussion zunächst gar nicht recht
in Gang kam und die Rundmail des Vorstands vom 20.8. den Eindruck erweckte,
dass die große Mehrheit der Mitglieder für einen Verzicht auf die
Print-Ausgabe von NTM wäre (34 : 6), scheinen die Forenbeiträge der letzten
Tage mehrheitlich in die gegenteilige Richtung zu weisen. Danke, Christine
Nawa, dass Du die Diskussion wieder angestoßen hast. Gute Entscheidungen
brauchen Zeit.
Auch wenn meine Argumente zugunsten des Erhalts der gedruckten Ausgabe zum
Teil schon von anderen angeführt worden sind, hier noch einmal die beiden
für mich wichtigsten Punkte, die ich dem Vorstand in dieser Form auch schon
am 3. März d.J. vorgetragen hatte: die physisch vermittelte
Bindungswirkung, die von einer in regelmäßig ins Haus kommenden gedruckten
Zeitschrift samt ihrem vertrauten Layout ausgeht. Man wird regelmäßig daran
erinnert, dass man Mitglied ist, nimmt das Heft in aller Regel auch in die
Hand, um zumindest das Inhaltsverzeichnis und die Rezensionen zu
überfliegen, und legt es dann zu den anderen, noch zu lesenden Dingen,
denen man sich vielleicht sogar erst am Abend im Sessel zuwenden möchte.
Eine vergleichbare Bindungswirkung geht weder von den alljährlichen
Abbuchungen des Mitgliedsbeitrages, noch von dem ebenfalls nur noch
elektronisch verschickten Newsletter, noch von einer - was das mindeste
wäre - bei Erscheinen eines neuen Heftes jeweils an alle Mitglieder
verschickten Mail mit der Inhaltsübersicht aus (falls so etwas überhaupt
geplant ist). Solche virtuellen Anstöße gehen in der täglichen E-Mail-Flut
leicht unter; auch bedürfen sie einer unmittelbaren aktiven Antwort,
nämlich das Anklicken eines Links, um das Heft oder bestimmte Artikel am
Bildschirm (!) zu lesen oder herunterzuladen.
Die Folge der Umstellung dürfte eine veränderte Lesehaltung sein: Man
blättert nicht mehr in der Zeitschrift 'seiner' Gesellschaft, um zu
erfahren, was die Fachcommunity so umtreibt, sondern nimmt gezielt nur noch
das auf, was man braucht, weil es ins momentane eigene Suchprofil passt.
Das gewissermaßen absichtslose, flanierende Blättern und Lesen - ja, auch
im Sessel, nicht bloß am Schreibtisch - würde entfallen. Ganz zu schweigen
von der Möglichkeit, am Rand Anstreichungen oder Anmerkungen zu machen oder
ein Post-it einzukleben. Danke, Veronika, dass Du diesen Punkt besonders
erwähnt hast! wird der Mehrwert einer Mitgliedschaft in der GWMT nicht
deutlich, wenn NTM open access publiziert. Dann kann man die Zeitschrift
ebenso gut und ebenso rasch lesen, ganz gleich, ob man Mitglied ist oder
nicht. Mit ihren Beiträgen würden die Mitglieder (über die durch Einsparung
der Print-Version mögliche Finanzierung der Schriftleitung) eine
Zeitschrift finanzieren, von der sie keinerlei Nutzen hätten, den
Nicht-Mitglieder nicht auch hätten. Dann würde, was mal eine
Mitgliederzeitschrift war, zu einer bloßen online-Ressource wie jede
Datenbank, worauf auch Cornelius Borck hingewiesen hat. und daran hat Mitch
Ash zu Recht erinnert, werden infolge der DEAL-Vereinbarung Autoren, die
nicht einer deutschen, an DEAL teilnehmenden Wissenschaftseinrichtung
angehören, massiv benachteiligt, indem sie page fees zahlen müssen, wenn
sie in NTM publizieren wollen; desgleichen trifft es Nicht-Mitglieder, die,
wenn sie keiner der o.g. deutschen Institutionen angehören, z.B. an Museen
arbeiten - Marion Ruisinger hat darauf hingewiesen! - künftig die horrenden
Download-Gebühren von Springer zahlen müssen. Ist es nicht pervers: In
Zeiten der Internationalisierung und Öffnung der Wissenschaft sorgen
kommerzielle Interessen dafür, dass sich nationale
Publikationsgemeinschaften (als Beutegemeinschaft der Verlage) wieder
abschotten. gibt es, soweit ich weiß, weder bei der BSHS noch in der HSS
Überlegungen, die Printausgaben ihrer Zeitschriften zugunsten einer reinen
Online-Publikation einzustellen, und die BSHS verdient dabei an ihrer
Zeitschrift sogar noch gutes Geld! Wobei die Mitgliedsbeiträge (incl. des
Print-Auslands-Portos) mit denen der GWMT konkurrieren können. Da die BSHS
nach Mitgliederzahl und -struktur der GWMT durchaus vergleichbar ist, kann
es nicht nur am Englischen liegen, dass wir da nicht mithalten können.
Ich würde mir wirklich wünschen, dass die Angelegenheit im Forum intensiv
vordiskutiert wird, bevor auf der Mitgliederversammlung darüber beschlossen
wird. Cornelius Borck hat zurecht darauf hingewiesen, dass >90% der
Mitglieder sich ja gar nicht an dieser Diskussion beteiligt haben und wir
folglich nicht wissen, ob ihr Schweigen als Zustimmung zum Vorschlag des
Vorstandes ausgelegt werden darf oder ob wir diese 90% elektronisch einfach
nicht erreichen; denn an der online-Mitgliederversammlung werden sie diese
vermutlich auch nicht teilnehmen.
Herzliche Grüße,
Christoph Meinel
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Prof. em. Dr. Christoph Meinel
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Françoise Willmann
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